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Apotheken als Vertrauenspartner
12.11.2024 - Presse

In Thüringen ist die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt im Jahr 2023 erneut gestiegen. Laut dem aktuellen Lagebild der Thüringer Polizei, über das der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete, wurde alle 80 Minuten ein Mensch Opfer von häuslicher Gewalt. Dies ist eine Steigerung um mehr als 22 Prozent im Vergleich zu 2019.

Mehr als 6.500 Menschen, vor allem Frauen und Mädchen, mussten körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt durch Partner oder Familienangehörige erleiden. Doch die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein – viele Frauen bleiben in ihrer Notlage unsichtbar, haben Angst, sich zu offenbaren und wissen oft nicht, an wen sie sich wenden können.

In dieser Situation kommt das Projekt „Violind“ ins Spiel – eine wegweisende Initiative der Landesapothekerkammer Thüringen und der Thüringer Frauenhäuser, welche Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt sind, einen sicheren, unkomplizierten und diskreten Ausweg aufzeigt. In enger Zusammenarbeit mit den Thüringer Frauenhäusern unterstützt „Violind“ Apotheken dabei, zu einem wichtigen Bindeglied im Hilfsnetzwerk für betroffene Frauen zu werden.

Apotheken als erste Anlaufstelle in Notlagen

Apotheken sind nicht nur Anlaufstellen für die pharmazeutische Versorgung, sondern auch Vertrauensorte, die von den Menschen regelmäßig aufgesucht werden. Gerade in Krisenzeiten suchen Betroffene oft Orte, an denen sie sich sicher fühlen, aber nicht unbedingt direkt Hilfe anfordern müssen. Die Initiative „Violind“ bietet hier eine einfache, aber äußerst effektive Lösung.

Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, können in jeder teilnehmenden Apotheke den „Violind“-Code ansprechen – ein diskretes Signal, das den Apothekerinnen und Apothekern oder den Mitarbeitenden verdeutlicht, dass sofortige Hilfe erforderlich ist. Dieses Signal löst den Kontakt zu den Thüringer Frauenhäusern aus, die den betroffenen Frauen schnelle Unterstützung und Schutz bieten. Eine einmalige und unkomplizierte Möglichkeit, sich aus einer bedrohlichen Situation zu befreien, ohne öffentlich machen zu müssen, dass man Opfer von Gewalt geworden ist. Durch weitere Materialien sind die Apothekenteams optimal geschult, können durch Plakate und Aufkleber kenntlich machen, dass sie an dem Violind-Projekt teilnehmen und auch indirekte Hilfsangebote an potenziell Betroffene weitergeben. So hat die LAKT die eine Pflasterbox entwickelt. Sie dient als Tarnung, um betroffenen Frauen unauffällig Informationen zu häuslicher Gewalt in Form einer Packungsbeilage und Telefonnummern von örtlichen Beratungsstellen mitzugeben. Dort wird auch auf die Website Violind.de hingewiesen, auf der die wichtigsten Informationen und Kontaktdaten jederzeit abrufbar sind.

Warum Apotheken einen Unterschied machen können

Der Erfolg des Projekts hängt nicht nur von den speziellen Hilfsangeboten ab, die den Frauen zur Verfügung stehen, sondern auch von der Sensibilität und dem Engagement der Apothekerinnen und Apothekern und ihrer Teams. Als Teil des Gesundheitswesens haben Apotheken regelmäßig Kontakt zu einer Vielzahl von Menschen, darunter auch viele, die unter häuslicher Gewalt leiden, sich jedoch nicht aktiv Hilfe suchen können.

Apotheken sind oft Orte, an denen sich Menschen auch in schwierigen Zeiten sicher fühlen. Genau diese Vertrauensbasis macht sie zu idealen Anlaufstellen für Opfer von häuslicher Gewalt. Sie bieten den betroffenen Frauen die Möglichkeit, gesehen zu werden und gleichzeitig auf schnelle und diskrete Hilfe zuzugreifen – ohne dass das gesamte Umfeld von ihrer Notlage erfährt.

Natürlich gibt es auch Hürden, schließlich ist eine schwierige Situation in der Apotheke zu meistern. Aber es ist ein erster Schritt, der gegangen werden sollte. Gerne können Sie uns mitteilen, ob Sie weitere Ideen für die Einbindung des Projekts „Violind“ haben.